Saatgut-Züchtung Schleswig-Holstein

Saatgut Getreide aus der Saatgutzüchtung hofeigener Getreidesorten in Schleswig Holstein

Jahresbericht 2019

Die vielerorts deutlich bemerkbaren Auswirkungen der letztjährigen Trockenheit (2018) zogen sich in Schleswig-Holstein bis in den November hinein. Die Herbstsaat für die Saatgut-Züchtung auf den Höfen war dementsprechend von wenig Bodenaktivität und viel Staub begleitet. Die Herausforderungen zur Erlangung eines guten Bodenschlusses für das Saatgut zur sicheren Keimung waren bei der Bodenbearbeitung und der Saat daher viel höher.

Der Norden Schleswig-Holsteins war davon ausgenommen. Hier mussten im Gegenteil die Gelegenheiten für genügend trockene Böden aufgesucht werden, was bei der Roggenselektionssaat auf der Hofgemeinschaft Löstrup nicht gelang. Dafür war der Vegetationsverlauf hinsichtlich der Versorgung mit Regen sehr entspannt gegenüber den anderen Standorten Panten, Fuhlenhagen und Cismar. Hier waren nur verhältnismäßig geringe Niederschläge in den Wintermonaten zu verzeichnen, die glücklicherweise mit einem starken Regen im März (in Panten um 100l/m²), nachfolgender Trockenheit und einem zweiten starken Regen im Juni (in Panten um 60l/m²) ausgeglichen werden konnten. Lokal fielen diese Regenereignisse jedoch sehr unterschiedlich aus und beeinflussten auch entsprechend die Ernte.

Dieses Bild sehr unterschiedlicher regionaler Wetterbedingungen wird auch durch den Erntebericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bundesweit bestätigt. Ebenso die Tatsache, dass die Wasserdefizite des Jahres 2018 auf einigen Standorten nicht ausgeglichen wurden. Davon ist auch der Zuchtgartenstandort auf Haus Bollheim betroffen, auf dem sich die Getreidesorten in einigen Bereichen mit extremster Trockenheit und Hitze auseinandersetzen mussten und teilweise an ihre Grenzen gelangten.

Diese Ereignisse und Verhältnisse, welche in den letzten Jahren mehr und mehr zunahmen, lassen klar erkennen, dass die Anforderungen an unsere Kulturpflanzen immer größer und – sogar sehr kleinräumig – immer polarer werden können. Das deutet auf der einen Seite unmissverständlich darauf hin, wie wichtig es ist – mehr denn je – ihnen vielseitiges Reaktionsvermögen beizubringen. Auf der anderen Seite scheint die tiefe Verankerung durch die Methode der Pflanzenregeneration mit der individuellen Region und den dort individuell wirkenden kosmischen Kräften ein stabilisierendes Element zu sein. Es wird sich in der Saatgut-Züchtung und Hofsortenentwicklung immer mehr darum handeln durch die richtige Angliederung der Pflanzen an Erde und Kosmos in der Region eine steigende Reaktions- bzw. Ausgleichsfähigkeit der extremen Wettererscheinungen zu erzeugen. Aus der Sicht der Initiative zur Hofsortenentwicklung „Jedem Hof Sein Korn“ wird sich diesbezüglich der Blick auf die Kulturpflanzen im allgemeinen in Zukunft ändern müssen.

Nicht allein die überall einsatzfähige Pflanze – sofern es diese überhaupt geben kann – wird die bedeutende Rolle für eine Ernährungssicherheit spielen, sondern viel mehr die vom Menschen vor Ort gepflegte und geführte, in lebendiger Auseinandersetzung mit dem elementarischen Geschehen der Region über Generationen heranwachsende, immer stärker werdende Pflanze. Damit soll in keinem Fall gesagt werden, dass die bisherige Weise der Saatgutentwicklung nicht wichtig sei – denn es bedarf ja an Saatgut in vielen Bereichen – , sondern vielmehr, dass der pflegende, weitsichtig angelegte und die Pflanze vor Ort entfaltende Nachbau mehr und mehr ergriffen werden muss. Doch gerade hierfür benötigt die Landwirtschaft samenechte, nachbau- und anpassungsfähige Pflanzen.

In diesem Sinne wurde die Hofsortenarbeit zur Saatgut-Züchtung in Norddeutschland angelegt und mit der Einführung der noch jungen neuen Weizenlinien aus Schwarzem Winteremmer und deren Verankerung in der spezifischen irdisch – kosmischen Region Schleswig-Holsteins soll über den Weg des Hofsortenverbundprojektes ein neuer Schritt getan werden.